Wenn man den Auszug aus dem Vater Unser wörtlich nimmt, handelt es sich nur noch um ein Lippenbekenntnis. Für uns ist aufgrund der heutigen Fülle an Lebensmittel nicht mehr nachzuvollziehen wie wichtig doch das „tägliche Brot“ für unsere Vorfahren war. Dies gilt auch noch für die Notzeiten während und nach den Kriegen im 20. Jahrhundert.
Das Brot musste man selber backen und den Vorrat auf 14 Tage aufteilen. Das Mehl zum Brotbacken wurde aus selbst angebautem Roggen gemahlen. Allerdings war der Weg vom gesäten Roggenkorn bis zum Mehl mit sehr anstrengender Arbeit auf dem Acker verbunden. Vom Säen bis zum Ernten verging fast ein Jahr. Das Brot war Hauptnahrungsmittel. Eine schlechte Ernte oder gar ein Unwetter, dass die Ernte vernichtete, konnte eine Hungersnot bedeuten. Brotbacken, das war immer ein herausragendes Ereignis. Meistens ging es im Abstand von 14 Tagen in das örtliche Backhaus. In jedem Dorf gab es, je nach Einwohnerzahl, ein oder mehrere Backhäuser.
Zunächst wurden die Schanzen, das sind die Reiserbündel, zum Backhaus gefahren. Die Kinder freuten sich, wenn sie den Weg von zu Hause zum Backhaus auf dem Schubkarren gefahren wurden. Zum Anheizen benötigt man schon einige Schanzen, die in den Backofen geschoben wurden.
Die Bedingungen für die Benutzung waren streng geregelt. Als die Backhäuser noch täglich benutzt wurden, wollte niemand freiwillig morgens als Erster Brotbacken. Deshalb wurde die Reihenfolge am Tag vorher ausgelost.
Der Brotteig wurde in einem großen Trog vorbereitet. Die Zutaten sind Roggenmehl, Wasser, Salz und natürlich der Sauerteig. Dieser wurde in der Nachbarschaft weiter gereicht. Dann wurde gemengt und geknetet bis der Teig geschmeidig war; anschließend wurden die Brote geformt.
Bevor das Brot in den Ofen kommt, wurde es mit viel Wasser bestrichen; das nennt man „salben“. Die restliche Glut und Asche wurde aus dem Ofen entfernt. Der Ofen hat jetzt die zum Backen notwendige Wärme im Mauerwerk gespeichert.
Während des Backens wurden die Brote noch einmal aus dem Ofen genommen und abermals “gesalbt“. Um den abschließenden Glanz auf den Broten zu erhalten, wurden Sie nach dem Backen ein letztes Mal bestrichen. Das Brot wurde nun nach Hause gefahren. Da es noch keine Tiefkühltruhe gab, hat man schon nach einer Woche die Tage bis zum nächsten Backtag gezählt …
Auch heute wird noch Brot im Offdillner Backhaus gebacken. Willst du auch einmal in den Genuss eines frischen Backes Brots kommen?
Quelle: Heimat und Geschichtsverein Offdilln e.V. – http://www.heimatundgeschichtsvereinoffdilln.de/backhaus/
Video: Dokumentation des Amateur Foto- u. Filmclub Niederscheld e.V. in Zusammenarbeit mit dem Heimat- u. Geschichtsverein Offdilln e.V. – https://youtu.be/0J9-vDOScrs